Der Probbacher “Sauerburn” D er “Suirborn” wird erstmals in der Landwehrordnung von 1485 erwähnt, die Graf Heinrich IV von Nassau Beilstein für sein kleines Land erlassen hatte. Im 16. und 17. Jahrhundert bleibt die Bekanntheit des Probbacher Sauerburns, sowie die Verwendung seines Wasser auf die nächsten Orte beschränkt. Daran konnte auch die Tatsache, dass das Wasser die Tafel des Hadamarer Fürstenhofes zierte, nichts ändern. Erst im 18. Jahrhundert wird dem Probbacher “Sauerburn” größere Beachtung geschenkt. Als 1717 das Nassau- Hadamarer Fürstenhaus im Mannesstamme erlischt, fällt durch Losentscheid das Kirchspiel Mengerskirchen und damit das Dorf Probbach an Nassau-Dillenburg. Im Jahre 1718 überlässt der regierende Fürst Wilhelm das Kirchspiel Mengerskirchen seinem Bruder Christian. Dieser fürstliche Sprössling lebte ständig auf großem Fuß und auf der Suche nach Geld. Fürst Christian richtete sein Augenmerk auf den Probbacher Sauerburn. Er beabsichtigte Probbach zu einem Kurort zu entwickeln und Ort und Quelle in den Wettbewerb von Bad Schwalbach treten zu lassen. Auf Wunsch des Fürsten veröffentlichte der Dillenburger Hofarzt und Professor der Hohen Schule zu Herborn, Theodor Schacht, im Jahre 1720 eine in lateinischer Sprache abgefasste Beschreibung des Probbacher “Sauerburns”. (Ein der Brunnenschrift beigefügter, von P. Fehr angefertigter, Stich verzeichnet mit Großbuchstuben, ins Kartenfeld eingebracht, am oberen Bildrand unter B”Das Dorf Brabach”. Unterhalb des Orts liegt am rechten Bildhälfterand des vom Faulbach durchschnittenen Kartenbildes unter D “Der Hermesberg” In der linken Bildhälfte steht am Bildrand unter F “Der Breywald” und unter E “Der Hohebug”. Die links und rechts vom Faulbach am Sauerborn vorbei auf Probbach zuziehenden mit L beziechneten beiden Straßen heißen “Alleen von Hagen (=Hainbuchen).” Von der rechten Straße aus führt unter H “eine Brücke über die Bach” zum “Sauer Bronnen” bei A. Das mit K angedeutete Quadrat rings um den Brunnen gezogen heißt “Andauch =Abzugskanal) unter der Erde, damit kein Regenwasser von dem Berg in den Bronen lauffe” Das Wegkreuz links oberhalb des Brunnens unter G heißt “Rondel in einem kleinen Wald” . Hierin wird der Ort und die Lage des Brunnens beschrieben, aber auch die Natur- und Eigenschaften des Wassers. Bereits im darauf folgenden Jahr erscheint eine zweite, diesmal in deutscher Sprache abgefasste Schrift. Verfasser ist diesmal der Hochfürstlich- Castellanische Raths- und Leibmediziner, Professor der Arznei- und Naturwissenschaften, Landphysikus Dr. Peter Wolfart. Dieser Schrift ist der oben zu sehende gestochene Situationsplan von P. Fehr beigegeben, (Situationsplan wurde 1999 coloriert) der einen Überblick über die Lage und das Aussehen des Brunnens zu dieser Zeit zu vermitteln. Wie die Bezeichnung “Sauerburn” vermuten lässt, ist die Quelle ein Säuerling. Säuerlinge enthalten nicht unerhebliche Mengen an Kohlensäure, wenn sie aus dem Inneren der Erde an das Tageslicht gelangen. Professor Schacht stellte in seiner Schrift den starken Eisengehalt der Quelle fest und bemerkte, dass keine weiteren Metalle im Probbacher Wasser zu finden wären. Die Heilwirkung des Wassers führte er vielmehr auf den Gehalt an doppelt saurem Magnesium und feiner Kohlensäure zurück. In seiner Expertise führt er die Heilwirkung bei Kopfweh, Skorbut, Herzklopfen, Asthma und Husten auf. Auch sei er bei Krankheiten der Leber und der Milz wirksam. Aus den großen Plänen die Fürst Christian mit dem kleinen Ort Probbach und seinem Sauerburn hatte, wurde nichts. Wohl auch, weil dem Fürsten das Geld für seine Absichten fehlte. Mit seinem Tode 1739 und der Zusammenlegung der nassau-oranischen Territorien fiel der Dillenburger Anteil am Fürstenhof Hadamar an das Fürstentum Diez. Vorübergehend erlosch das herrschaftliche Interesse am Probbacher Sauerbrunnen. Erst 1751 beauftragte die Landesregierung den Landphysikus Dr. Schreiter mit der Untersuchung und der Untrhaltung der Heilquelle. Dr. Schreiter plante eine Neufassung der Quelle und den Bau eines Logierhauses in Probbach. Aus Kostengründen scheiterte jedoch auch dieses Vorhaben. 1764 wurde der Hofmedicus Dr. Fritze als Landesphysikus nach Dillenburg berufen. Er wurde beauftragt auch auf die mineralischen Wasser zu Johannisburg und Probbach zu achten. Er entwarf Vorschläge zur Erneuerung der Brunnenanlage, die auch genehmigt wurden. Im Herbst 1767 wurde mit den Reparaturen begonnen und bereits im Frühjahr 1768 vollendet. Für das Wasser der Queller wurde die offizielle Bezeichnung “Gesundheits-Sauer-Wasser” vorgeschrieben. In den folgenden Jahren gab es immer wieder Pläne, wie der Probbacher Sauerburn besser genutzt werden könnte, nie konnten diese jedoch verwirklicht werden. Hierzu ein Bericht aus 1879: Hubertur Noll aus Obertiefenbach schließt mit der Domäne einen Vertrag über die wirtschaftliche Nutzung der Probbacher Mineral und Heilquelle. Die Heilwirkung des Probbacher Wassers soll angeblich die Vorzüge des Niederselterser und Schwalbacher Wassers in sich vereinigen. Noll will die Quelle neu fassen, sie überbauen und verschiedene Wirtschaftsgebäude errichten. Die Gemeinde Probbach hat sich eine „Haustrunkrecht“ gesichert. Auch aus diesen hochfliegenden Plänen wurde nichts. Das Wasser kommt nicht zum Versand. 1964 wurde der “Sauerburn” aus Domänenbesitz mit angrenzenden Grundstücken von der Probbacher Gemeinde gekauft. In den Folgejahren wurden im Rahmen des Flurordnungsverfahrens Renovierungsarbeiten eingeleitet und der Brunnen am 12. Juli 1973 in seinem heutigen Zustand der Bevölkerung übergeben. I m Zuge der Probbacher 700 Jahrfeier in 1999 fand der Brunnen erhöhte Beachtung. Von der Gemeinde Mengerskirchen wurde eine bronzene Gedenktafel angebracht und in einer Freilicht-Theater Aufführung wurden die Absichten des Fürsten Christian zu Nassau Dillenburg mit dem “Sauerburn”, aber auch die von Professor Schacht beschriebenen Heilkräfte der Quelle aufgeführt. In einer vielbeachteten Open-Air Theateraufführung am Originalschauplatz wurden im Rahmen der 700 Jahrfeier die Geschehnisse um Fürst Christian und Professor Schacht von Probbacher- und Gast Laienschauspielern aufgeführt. Exkurs Wie entsteht Mineralwasser und wie kommt es an die Oberfläche? Mineralwasser ist versickertes Niederschlagswasser, das als Grundwasser im Boden weiterfließt. Dabei durchdringt es unterschiedliche Gesteinsschichten und füllt die Hohlräume, also die Poren im Gestein, auf. Je nachdem, wie der Untergrund beschaffen ist, fließt das Wasser unterschiedlich schnell. Sandiger Boden ist sehr durchlässig, Boden mit Tonvorkommen behindern den Fluß des Wassers eher. Mineralstoffe und Spurenelemente wie Kalzium, Magnesium oder Natrium nimmt das Wasser auf seinem Weg aus den Gesteinen auf, es reagiert mit Ihnen und wird so mineralisiert. Als Mineralwasser definiert man aber nur solche Wasser, die verschiedene Inhaltsstoffe in einer bestimmten Menge aufnehmen. Der Probbacher Sauerborn ist ein sogenannter Natürlicher eisenhaltiger Calcium-Magnesium- Hydrogencarbonat-Säuerling“, also sprudelndes Wasser, das natürliche Quellkohlensäure enthält. Das hängt mit dem noch jungen Vulkanismus in der Region zusammen. Das Kohlendioxid, das für das angenhme Prickeln verantworlich ist, entsteht durch das Brodeln in der Erde. An den Stellen, an denen das Wasser hervorsprudelt, haben sich Risse unter der Erde bis zur Oberfläche gebildet, durch die sich das Wasser seinen Weg bahnt. Diese sogenannte „Bruchschollenerhebung“ wird von der steten Anhebung der Rheinischen Schiefergebirges verursacht. Die Menschen haben ein wenig nachgeholfen, indem sie in der Hoffnungm, auf Wasser zu stossen, bereits im Mittelalter nach Brunnen gebohrt haben. An vielen Stellen wurden sie fündig. Besonders im Löhnberger Becken gibt es zahlreiche Vorkommen von spritzigem Mineralwasser, weshalb sich gerade etliche Brunnenbetriebe angesiedelt haben. Das der Probbacher Sauerbrunnen identisches Wasser wie das Gerolsteiner Wasser führen soll und aus der Eifel komme, ist ein Irrtum und eine Mär. Allein die höchst veschiedenen Inhaltstoffe widerlegen diese Annahme. Auffällig ist jedoch das gehäufte Auftreten von Säuerlingen in einem westöstlich verlaufenden Band mit tertiärem und quartären vulkanischen Gesteinen. Dieser Gürtel beginnt in der Eifel, setzt sich im Siebengebirge, Neuwieder Becken, Westerwald und Vogelsberg fort und reicht über die Rhön ins Fichtelgebirge und in die Oberpfalz. zum Teil entnommen: Broschüre des Geopark WLT
Repro: Erwin Schön Repro: Erwin Schön Szene aus "Der Firsacht kimmt - oder als Probbach Kurort werden sollte"